Eine emotionale Märchenstunde oder das Potential für außerordentliches Leadership?
Leadership will hart sein und rational, logisch und bedacht. Stringent vielleicht und auch geradlinig. Leadership will stark sein und sich nicht und auf gar keinen Fall irren.
Und dann ist da plötzlich die Rede von Emotionen, von Empathie und am allerschlimmsten – von Geschichten. Wie ist die strikte Führungsperson mit einer solchen vereinbar, die authentisch Emotionen zeigt? Wie sollen Geschichten erzählt werden, wenn es doch um harte Fakten geht?
Emotionen
Geht man einen großen Schritt zurück und betrachtet Menschen, die als großartige Leader gelten – politisch, wirtschaftlich oder auf anderen Ebenen, so zeigt sich eine große Gemeinsamkeit: Sie bewegen uns. Sie reißen uns mit und inspirieren uns. Meist handelt es sich somit um Menschen, die Emotionen authentisch präsentieren.
Das harte und rationale, logische und bedachte Leadership, das weder Emotionen noch Scheitern kennt, ist nicht nur zutiefst losgelöst von der notwendigen Authentizität, sondern es hindert Menschen auch oft daran, mit Autorität und Zustimmung leiten zu können. Studien zeigen beispielsweise auch auf, dass empathische Emotionen über Ländergrenzen hinweg eines der wichtigsten Führungsverhalten darstellt, das zu mehr Effektivität führt.
So bestimmen Freude und Überraschung, Trauer und Angst, Ekel und Ärger einen Großteil der Dinge, die wir tun, denken und fühlen. Sie leiten unser Verhalten und führen oftmals zu Entscheidungen, die im ersten Moment rational und losgelöst von Emotionen erscheinen, aber zumeist ihren Ursprung in einer der grundsätzlichsten Emotionen haben. Das Verfolgen der individuellen Karriereziele, weil das Thema und die Tätigkeit Freude bereiten oder auch das Befolgen von Regeln aus Angst vor Konsequenzen sind nur zwei solcher Beispiele, die in Emotionen begründet liegen.
Emotionen in der Führungsrolle zu zeigen meint aber keineswegs den destruktiven Gefühlen Ausdruck zu verleihen, wahllos und willkürlich Wut und Ärger auf andere Menschen zu richten, sondern vielmehr sich reflektiert mit den eigenen Emotionen zu beschäftigen und diese authentisch zu nutzen, um andere mitzureißen. Gleichzeitig kann diese Authentizität auch das Zeigen von Trauer und Angst bedeuten, wenn Risiken oder Konsequenzen eintreten. Schließlich wollen die meisten Menschen nicht belogen werden, sondern eine Person vor sich haben, der sie Vertrauen schenken können.
Geschichten
Der zweite angesprochene Aspekt – die Geschichten – stellen eine weitere Fähigkeit dar, die besonders erfolgreiche und beliebte Leader vereint. Denn Geschichten fesseln uns nicht nur und veranschaulichen abstrakte Phänomene, sondern ein Großteil menschlicher Kommunikation besteht aus Geschichten. Auf der Hand liegt dies bei Märchen und Romanen, bei Filmen und Serien. Aber Geschichten werden auch durch Nachrichten und Berichte erzählt, durch Studien und wissenschaftliche Literatur. Selbst in täglichen Unterhaltungen dominieren sie – in Form von Erzählungen über andere Menschen, Ereignisse oder Begebenheiten.
Und wenn es nur darum geht, abends von der Person in der Straßenbahn zu erzählen, die sich morgens den Kaffee über die komplette Kleidung kippte oder dass die eigene Arbeit von Stunden durch den abgestürzten Laptop vernichtet wurde.
So ist es nicht verwunderlich, wenn vor allem die Menschen unsere Aufmerksamkeit erhalten, die Geschichten erzählen können. In TED Talks, in Dokumentationen und eben auch in Führungspositionen.
Geschichten zu erzählen bedeutet nicht etwa, einen Spannungsbogen herzustellen, sondern hat vielmehr mit Körpersprache, Betonung und Wortwahl zu tun. Meist sind diese Geschichten eigene inspirierende Erfahrungen, die als Beispiel herangezogen werden oder auch die eloquente Verknüpfung der zu vermittelnden Informationen mit für die Zuhörenden relevanten Informationen.
Leadership wollte somit vielleicht hart und emotionslos sein, kann aber durch das gezielte Nutzen authentischer Emotionen sowie der Kunst, Geschichten zu erzählen, eine Person von einem guten Leader zu einem außerordentlichen machen.
Und die vielleicht wichtigste Frage
Welche Führungsperson bewunderst Du und warum? Welche Attribute vereint sie und wodurch begeistert sie die Personen, die sie leitet?