Wie Du Dich am besten auf den Auswahltag im Consulting vorbereitest

31.05.2021

Sobald Du eine Einladung zum Auswahltag einer großen Unternehmensberatung erhalten hast, hast Du bereits eine der großen Hürden erfolgreich gemeistert. Glückwunsch!
Doch nun beginnt auch der intensivere Teil der Bewerbung, an deren Ende hoffentlich ein Arbeitsvertrag für ein Praktikum bzw. Festeinstieg wartet.

Im Folgenden geben wir Dir einen kurzen Einblick in die relevanten Teile der Auswahlgespräche und einige Tipps für die erfolgreiche Vorbereitung.

 

Allgemeiner Aufbau des Auswahltages

Je nach Einstiegsart (Praktikum vs. Festeinstieg) und Einstiegsposition sind eine gewisse Anzahl an Gesprächen Bestandteil des Auswahltages. Diese meist einstündigen Gespräche teilen sich in den Case Teil (strukturiertes Lösen einer Fallstudie) und in den Personal Fit Teil (Besprechung persönlicher Erfahrungen) auf. Zusätzlich ist bei einigen Beratungshäusern auch ein Online-Test (meist mit Fokus auf logischem Denken) vorgesehen.

Zum erfolgreichen Bestehen beider Teile bedarf es jedoch einer recht unterschiedlichen und umfassenden Vorbereitung.

 

Case Teil

Bei den Cases, gerne auch als Fallstudien bezeichnet, geht es hauptsächlich um die Prüfung von Problemlösungsfähigkeiten. Dabei spielen die Fähigkeit zur Struktur und zum logischen Denken eine kritische Rolle, jedoch sollte unbedingt vermieden werden, in übermäßiger Starrheit zu „ertrinken“.

Klassische Frameworks wie Porter’s Five Forces vermitteln zwar eine vermeintliche Sicherheit, sind aber in der Realität wenig hilfreich, da sie häufig viel zu eintrainiert wirken und den spezifischen vorliegenden Fall nicht abdecken. Vielmehr kommt es im Case Teil auf Leichtigkeit im Lösen und den konkreten Bezug auf das vorliegende Topic an.

Zur Vorbereitung sind besonders zwei Schritte hilfreich:

Schritt 1

Als ersten Schritt bietet es sich besonders an, sich mit den üblichen Case Arten auseinanderzusetzen und die wichtigsten Hebel zur Lösungsfindung zu kennen. Beispielsweise sind bei einem Case zum Thema „Eintritt in eine neue Technologie“ nicht nur die finanziellen Argumente (Profitabilität) zu beachten, sondern auch strategische Faktoren oder die Machbarkeit (z.B. ausreichende Verfügbarkeit von benötigten Kompetenzen).

Genauso ist es sehr hilfreich, sich auch mit den geläufigsten Industrien bekannt zu machen, die gerne Thema der Fallstudien sind. So sollte zumindest in Bereichen wie Banking, Versicherung, Automobil oder Pharma ein Grundverständnis über die Industriedynamiken herrschen.

 

Schritt 2

Um in „Case Fahrt“ zu kommen und sich gleichzeitig mehr Leichtigkeit im Lösen anzueignen, hilft es oft, sich Situationen auszudenken und deren Lösung in die wichtigsten Hebel herunterzubrechen.

Beispiele hierfür sind:

  • Wie steigert ein Skiressort seinen Gewinn?
  • Ergibt es Sinn, einen Parkplatz in Stadt X zu bauen?
  • Sollte Universität Z einen Studiengang Y einführen?

So ist bei letzterer Frage nicht nur relevant, wer die potenzielle Zielgruppe ist und wie viele Personen studieren könnten, sondern auch, wie hoch die Kosten (Anfangsinvest + laufende Kosten) der Lehre sind, ob notwendige Kompetenzen vorhanden sind und wenn nicht, wie wahrscheinlich es ist, diese an die Universität zu holen.

Als besonders effektiv hat sich herausgestellt, eine Vielzahl an Cases mit einem Case Buddy (Person, die sich auch auf die Fallstudien vorbereitet) gegenseitig zu lösen und in regelmäßigen Zyklen den Fortschritt von einem Expert (am besten mit direkter Interviewertätigkeit in der Zielorganisation) überprüfen zu lassen. Auf diese Weise kann jederzeit sichergestellt werden, dass man auf der Zielgerade bleibt.

 

Personal Fit Teil

Neben den Cases spielt auch der Personal Fit Teil, in dem es um bisherige Erfahrungen und die eigene Persönlichkeit geht, eine enorm wichtige Rolle. Leider wird dieser gerne vernachlässigt und somit die Chance, herauszustechen, oft vergeben. Als Grundlage für den Personal Fit Teil sollte die Reflexion persönlicher Erfahrungen und relevanter Momente dienen.

 

Schritt 1

Wie bereits erwähnt, steht die Reflexion des eigenen Werdegangs mit relevanten Erfahrungen, Stärken und Schwächen im Zentrum. Dabei hilft es sehr, den eigenen Werdegang in Etappen herunterzubrechen und von diesen die wichtigsten „lessons learned“ und „shaping factors“ abzuleiten. Diese verhelfen meist zum Erarbeiten des eigenen Leadership Profils und der eigenen Aspirationen. So können im Idealfall die aussagekräftigsten Antworten für die gängigen Fragen nach der eigenen Passion, dem Leadership Potenzial und Ehrgeiz (Drive) beantwortet werden.

 

Schritt 2

Im zweiten Schritt hilft es sehr, den Fokus auf die typischen Fragen der Zielorganisation zu legen und die im ersten Schritt erarbeiteten Antworten auf die Zielorganisation „feinzuschleifen“. Doch der Inhalt der Antworten ist nicht das Einzige: So sollte auch das Augenmerk auf charismatisches, strukturiertes Erzählen gelegt werden, um in den Interviews mit dem Auftreten zu überzeugen.

Auch bei dem Personal Fit Teil hilft es, mit einem Case Buddy zu üben (nach ausreichender eigenständiger Reflexion) und den Fortschritt mit einer sehr erfahrenen Person regelmäßig zu überprüfen.

 

Allgemeine Vorbereitungstipps

Neben den Cases und dem Personal Fit Teil hilft es aber auch, sich mit allen anderen Themen rund um den Auswahltag vertraut zu machen. Beispiele hierbei sind der angemessene Dresscode oder Habitus. Angehende Consultants sollten sich aber ebenso intelligente Fragen überlegen, die sie beim Auswahltag stellen können (im besten Fall lernen auch die Bewerbenden das Unternehmen kennen und nicht nur andersherum). Genauso sollte sich besonders in diesen Zeiten auf den genauen Interviewstil angepasst werden (In-Person Interview im Office vs. Online-Interview).

 

Zusammenfassung

Mit ausreichend Vorbereitung und Übung ergeben sich sehr gute Chancen für die Bewerbenden an einem Auswahltag. Um am Ende einen der begehrten Verträge in Händen zu halten, sollten die einzelnen Komponenten des Auswahlverfahrens (v.a. der Personal Fit) nicht unterschätzt zu werden. Letztendlich hat sich als am effektivsten eine Hybrid-Vorbereitung aus eigenem Üben und Fortschrittsüberprüfung mit Hilfe von Experts mit relevanter Interviewerfahrung erwiesen.

 

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